Sinnflut und Glamour
Sinnsucher sind
philosophischer Natur und den Sinn zu finden, ist zumindest
heutzutage problematisch. Ein Geograph hätte es leichter, er
könnte wenigstens die Sinn finden, das gleich viermal: die
Kleine Sinn, die Schmale Sinn, die Breite Sinn und die Sinn an sich.
Die Kleine Sinn entspringt am Dammersfeld in der Rhön, nimmt ein
paar Bächlein auf und wird zur Schmalen Sinn. Die Breite
Sinn entquillt dem heiligen Berg der Unterfranken, dem Kreuzberg.
Vor Altengronau vereinigt sie sich mit der Schmalen und wird zur Sinn.
Sie trennt die Rhön vom Spessart und fließt dem Main
entgegen.
Großzügig tauft sie die Orte an ihren Ufern: Obersinn,
Mittelsinn, Burgsinn. Fränkisch geboren, geht sie bei Altengronau
und Jossa ein wenig im Hessischen fremd. Zur Strafe darf nicht sie den
Main küssen, sondern muß sich ein paar hundert Meter vor
diesem
größten der fränkischen Ströme mit der Saale
vereinigen,
in Gemünden am Main. Wen wird es wundern, daß die Sinn
ziemlich launisch sein kann und zuweilen kräftig über die
Ufer schlägt? Aus der Idylle wird unversehens ein Chaos. So manch
schön hergerichtete Kellerwohnung verliert dann ihren Sinn.
Neujahr 2003 zeigte die Sinn wieder
einmal, was in ihr steckt. Launisch, wie sie nun mal ist, hat sie nach
der Zerstörung Brillanten verteilt.
Fotos: Cordula und Brigitte
Betz, Altengronau, Sinntal
Layout und Text: Dr. Bernhard Betz