Flatterhaft durch den Juni 2007
Von Luthers Tischreden zum Maguey-Wurm
Der "Kleine Bayerische Sprachatlas" belehrt uns, daß die Verkleinerungsformen -chen  und -lein  aus dem Gotischen stammen. Martin Luther habe beide verwendet. In den Tischreden -chen, in seinen Druckschriften -lin (=lein). Heute werde in gehobener Prosa  -chen bevorzugt, volkstümlicher klinge  -lein. Im Norden Deutschlands bevorzuge man -chen, im Süden -lein.
So wäre unser Waldvöglein eher eine Süddeutsche. Der Sprachatlas wußte auch, daß im herben Norden Verkleinerungsformen seltener verwendet  werden. Steht deshalb das Wiesenvögelchen auch ganz nüchtern als "Perlgrasfalter" in einem Bestimmungsbuch?
Läßt man sich auf einen Pirschgang mit den Namen von Tieren und Pflanzen ein, so kommt man auf noch ungewöhnlichere Funde als in Wäldern und Wiesen.
Falter kommt nicht von falten, Schmetterling nicht von schmettern, sondern von Schmand und meint das gleiche wie der englische butterfly, fliegende Tierchen, die sich gerne auf Schmand und Butter setzen. Der französische papillon ist ein alter Römer, papilio bedeutet im Lateinischen auch Zelt. Womit man doch schon wieder beim Falten wäre.
Zweitausend Tiere und Pflanzen hat Carl von Linné wissenschaftlich benannt, eine biologische Meisterleistung, aber auch ein Sprachkunstwerk. Pirscht man in seinem Ordnungssystem, so werden das lange Streifzüge durch den griechisch-römischen Götterhimmel und durch die antike Welt. Wer weiß schon, daß
Paphia für Venus steht, weil die berühmteste und älteste Kultstätte der Schönheitsgöttin in Palaia Paphos auf Zypern stand?
In die Welt der Moderne und des Marketings sind wir mit dem
Dickkopffalter gelandet. Mezcal ist ein mexikanischer Agaveschnaps, die Marke "Gusano Rojo Mezcal", 700ml, 38% Alkohol, kostet 15,85 € bei dem Münchner Internetversand www.barfish.de. Gusano heißt auf Spanisch "Wurm, Made", rojo "rot". In der Flasche ist der Wurm tatsächlich drin, nur ist es kein Wurm, sondern die Raupe des mexikanischen Dickkopffalters Megathymus yuccae, der auf der Maguey-Agave lebt. In die Flasche ist er erst 1950 geraten. Die Raupen werden auch gebacken und als "Gusanos de Maguey" in mexikanischen Restaurants als landestypisches Essen serviert. Das kann man sich auf den Internetseiten des Colegio Alemán Alexander von Humboldt A.C. genauer ansehen.
Ohne Internet wären solche Funde und Streifzüge nicht möglich. Es war die wichtigste Fundgrube für diese Juni-Geschichte. Gesucht und gefunden habe wir in:
Wikipedia, das unverzichtbare und unerschöpfliche Online Lexikon (www.wikipedia.de)
Google, die Suchmaschine, ohne die nichts geht (www.google.de)
Portal für Schmetterlinge/Raupe, mit dem wir fast jeden Schmetterling fanden (www.schmetterling-raupe.de)
Lepidoptera.ch, eine ebenfalls sehr informative Seite über die mitteleuropäischen Schmetterlinge (www.lepidoptera.ch)
Clemson Entomology, die Insektenkundler der Clemson University in Sout Carolina, die ein Foto des Megathymus yuccae hatten  (http://entweb.clemson.edu/index.htm)
Colegio Alemán Alexander von Humboldt, Mexiko, das uns über mexikanische Eß- und Trinkgewohnheiten aufklärt  (www.humboldt.edu.mx/de/index.html)
Vom Gedruckten und Gebundenen haben wir  benutzt:
J.Moucha, B. Vancura,  "Schmetterlinge-Tagfalter" Prag/Köln 1987, ein Büchlein, das uns als erstes zu den Schmetterlingen führte
"Herder Lexikon der Biologie", Bd. 1 - 10, Heidelberg,Berlin, Oxford 1994, das manchmal noch ein bißchen mehr als Wikipedia wußte
Bernhard Kytzler, Lutz Redemund, Nikolaus Eberl  "Unser tägliches Griechisch"  2. A. Mainz 2002
Bernhard Kytzler, Lutz Redemund  "Unser tägliches Latein" 6.A. Mainz 2002; ohne diese beiden wären wir im Sprachenmeer versunken
Helmut  Genaust, "Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen" 3.A. Hamburg 2005,  war auch bei Schmetterlingsnamen sehr hilfreich
E.Sebold,  "Kluge Etymologisches Wörterbuch, 24. A. Berlin/New York 2002, war nur gelegentlich nützlich
Bernhard Grzimek,  "Grzimeks Tierleben" Bd. 2, München 1979, obwohl unser Bläuling auf dem Cover abgebildet ist , oft doch zu knapp
Manfred Renn, Werner König,  "Kleiner Bayerischer Sprachatlas", 1.A. München 2006, hat uns genau über die  Diminutivendung aufgeklärt
Axel Meyer, "Die Sternstunde, in der die Schöpfung ihren Lotsen fand", Frankfurter Allgemeine Zeitung 23.05.07, Erstaunliches zum 300.Geburtstag von C.v. Linné
Alle Fotos haben wir im Juni 2007 mit unseren Canon IXUS 500 geschossen, immer mit der höchsten Auflösung und davon nach Bedarf einen Ausschnitt ausgewählt   Eine weitere Bearbeitung ist nicht erfolgt.
© Liesel und Dr. Bernhard Betz, Götzendorf im Juni 2007
BBnegt
vorgrau
zurück zum Portal