Unsere Terrasse wird nach Süden und nach Westen von einem Geländer aus Lärchenholz begrenzt. Auf der Südseite haben wir schon 2003 zwei Dohlen aus Edelstahl angesiedelt: Vogelhochzeit Diese mutierten 2016 zu einem stark besuchten Wespenhotel. Ganz gegen den Augenschein und gegen alle Befürchtungen erwiesen sich diese Haus- besetzer als harmlose, sehr fleißige Gäste, deren Hitzeresistenz und eifriger Flugbetrieb uns zur Mittagszeit immer wieder faszinierte.
Schon im vorigen Sommer entdeckten wir im westlichen oberen Querbalken Risse und Spalten, die sich allmählich mit kleinen Spänen und einer Art Sägemehl füllten. Wer arbeitet dort in der Tiefe? Bald hatten wir die neuen Gäste identifiziert: Eine Biene reitet auf einem Blatt durch die Luft auf den Balken zu: In Grzimeks Tierleben berichtet Karl von Frisch über sie: "Die Blattschneiderbiene schafft einen Gang, zum Beispiel in morschen Holz, fliegt dann an die grünen Blätter von Rosen- oder Fliederstrauch oder an eine Himbeerstaude und dergleichen, schneidet mit der scharfen Schere ihrer Kiefer aus einem Blatt ein länglich rundes Stück heraus und trägt es zusammengerollt in ihren Holzkanal. So fährt sie fort und dreht aus den Blattstückchen einen Fingerhut als Kinderwiege. In den Blattfingerhut sammelt sie den Honigkuchen und legt ihr Ei darauf, um dann die Öffnung mit weiteren , kreisrunden Blattstücken zu verschließen." Im Herbst und Winter 2017/ 2018 konnten wir keine Aktivitäten beobachten. Mitte Mai sahen wir das erste Blatt in der Tiefe verschwinden. Es entwickelte sich ein lebhafter Flugbetrieb. Manchmal sah es so aus, als ob zwei Bienen um ein Einstiegsloch kämpften. Dann entdeckten wir, daß an zwei weiteren Rissen Stollen angelegt werden. Der lebhafte Flugbetrieb ermöglichte es uns, diese fleißigen Gäste bei Ihrer Arbeit näher zu beobachten. Es scheint, als hätten wir in diesem Jahr schon ein kleines Dorf dieser Solitärbienen in unserem Balken, der ganz frei von Holzschutz ist.
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